Die zuletzt stark gestiegenen Energiekosten stellen auch Milchviehbetriebe vor Herausforderungen. Harald und Isabella Stockinger aus St. Peter in der Au setzen auf Photovoltaik, einen Batteriespeicher und gezielte Einsparungsmaßnahmen.
Schmuck liegt er da, der altehrwürdige Hof der Familie Stockinger in Urltal in St. Peter im Mostviertel. Viele Jahrhunderte schon betreiben die Vorfahren hier Landwirtschaft. Und doch ist der Betrieb topmodern, mit einem Laufstall für 64 Milchkühe und Platz für insgesamt 156 Stück Vieh. Der Entmistungsroboter Lely Discovery 120 Collector, Melkroboter Lely Astronaut A5 samt Brunsterkennung und ein Gülleseparator erleichtern die Arbeit der Bauern. Man versteht sich als „zukunftsfit“ – nicht zuletzt, weil am Dach von Hof, Stall und Hallen insgesamt 175 Kilowatt Peak Photovoltaik angebracht sind, mit denen unter anderem ein 43 KW-Batteriespeicher befüllt wird.
Isabella Stockinger kennt die Zahlen sehr genau: Die Jahresproduktion an Sonnenenergie beträgt 175.000 Kilowattstunden. 8.000 davon verbraucht die Familie im Haus, 58.000 in der Landwirtschaft. „Rund 18.000 kWh müssen wir zukaufen. Unser Autarkiegrad beträgt also 73 Prozent“, sagt die Milchbäuerin. Verrückte Preisspitzen kann man also aussitzen und über die Einspeisung ins Netz sogar gewinnbringend nutzen. „Verantwortlich“ dafür ist Stockingers Schwager, der als Energieberater schon früh auf die optimale Belegung gedrängt hat. „Im Sommer sind wir ab 4:30 in der Früh ausgeglichen, ab 5:30 im Plus“, meint sie.
Eine wesentliche Motivation für die letzte Ausbaustufe mit Paneelen auf dem neu errichteten Trockensteherbereich und der Maschinenhalle war die Umstellung auf einen Lely Melkroboter im Jahr 2020. Damit verteilt sich der Energieverbrauch am Hof ganz anderes als zuvor. Statt der Spitzenbelastung durch den Melkstand morgens und abends, braucht das automatisierte System jetzt permanent Strom. „Oftmals wird ausschließlich ein erhöhter Stromverbrauch von 5.000 bis 7.000 kWh im Vergleich zum Melkstand in den Vordergrund gerückt, die Melkfrequenz sowie einhergehende Leistungssteigerung wird leider kaum berücksichtigt“, meint David Tischlinger von der Firma Lely, die den Stall der Stockingers ausgerüstet hat. Durch die permanente Stromabnahme und der moderaten Nennleistung der modernen Technik kann das Tageslicht besser ausgenutzt und die Nachtstunden mit einem Speicher überbrückt werden.
Harald Stockinger hat seinen Arbeitsrhythmus so weit als möglich an den Sonnenstrom angepasst. „Wir müssen zum Beispiel die Gülle vom Sammelbecken in einen Hochbehälter pumpen. Das machen wir nach Möglichkeit dann, wenn die PV-Anlage Leistung bringt.“ Auch über die anderen Abnehmer weiß der Landwirt recht genau Bescheid. Der Separator braucht zum Beispiel vergleichsweise wenig Energie, ebenso der Saugroboter und das Milchtaxi. Den Löwenanteil des Verbrauches machen das AMS und die Milchkühlung aus. Pro Melkung mit dem Lely Astronaut A5 sind zum Beispiel 0,23 KW zu veranschlagen. „Bis vor kurzem hat keiner die Analyse wirklich ernst genommen, weil es auf ein paar hundert Kilowatt auf oder ab nicht angekommen ist“, meint Stockinger. Deswegen würden viele Kollegen auch heute noch nur ihre Endabrechnung kennen, aber nicht wissen, wie viel Strom wohin fließt.
„Auf jedem Betrieb gibt es Einsparungspotential“, bestätigt David Tischlinger. Generell gilt es Bewusstsein zu schaffen und auf die Thematik Energieverbrauch aktiv einzugehen, da es speziell bei Neuinvestitionen zu großen Unterschieden kommen kann. Ein unterschätzter Verbraucher ist der Milchtank, bei dem ein Hitzestau oder ein ineffizientes Aggregat unnötige Kosten verursachen können. „Frischmilch ist in der Regel 34 bis 36 Grad warm und muss auf vier Grad Celsius heruntergekühlt werden“, so der Experte. Ein Kompaktrohrkühler, wie ihn Lely anbietet, reduziert die Temperatur mit dem Rohr in Rohr-Prinzip ohne zusätzliche Energieaufwand bereits auf 15 bis 18 Grad. „Eine Messung beim Kühlaggregat eines Kunden hat eine effektive Einsparung von 6.000 kW pro Jahr ergeben“, unterstreicht Tischlinger.
Wichtig sei es bei der Planung eines Konzeptes für den Stromverbrauch realistische Werte zu kalkulieren, sowie den Diesel bzw. Benzinverbrauch in den Fokus zu rücken. Energieautarkie, welche finanziell spürbar ist, kann ausschließlich mit erneuerbaren Energien erreicht werden. Daher ist es wichtig, einmal vor jedem Verbraucher ein Messgerät vorzuspannen, sowie eine mögliche Diesel- oder Benzin Ersparnis zu ermitteln.“ Stellt man dieser der Leistung einer Photovoltaikanlage gegenüber, kann ermittelt werden, wann man autark ist und welche Arbeit zu welcher Tageszeit am besten erledigt werden soll.