Forschung zu Lahmheit [3/3]

Dieser letzte von drei Artikeln über Lahmheit beschreibt, wie man Lahmheit bei Kühen entdeckt.

Cow health

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In den vorherigen Artikeln dieser Serie haben wir die Kosten einer Lahmheit, die Gründe für Lahmheiten und Klauenprobleme sowie die Möglichkeiten zur Vorbeugung von Lahmheiten besprochen. Manchmal reicht die Vorbeugung jedoch nicht aus, und einige Kühe entwickeln dennoch Lahmheit. Kurze Wiederholung: Lahmheit führt zu einer niedrigeren Milchleistung, zu einer verminderten Fruchtbarkeit und manchmal zu frühen Abgängen. Ein Fall von Lahmheit kostet im Durchschnitt schätzungsweise 93 Euro, daher ist es äußerst wichtig, sie so früh wie möglich zu entdecken.

Traditionell wurde Lahmheit vom Landwirt entdeckt, wenn er die Kühe beim Gang zum Melkroboter beobachtete oder es wurden Klauenprobleme entdeckt, wenn der Klauenpfleger auf den Hof kam. Da die Betriebe jedoch immer größer werden und die Melkroboter sowohl Landwirten als auch den Kühen mehr Autonomie geben, kann es schwierig und zeitaufwändig sein, Lahmheiten früh zu entdecken. Daher benötigen wir die Automatisierung.

Eine Lahmheit wirkt sich auf viele verschiedene Arten auf die Kühe aus. Sie wirkt sich direkt auf ihren Gang, ihr Liegen und ihr soziales Verhalten sowie auch auf ihre Milchleistung aus. Über diese Veränderungen kann eine Lahmheit auf automatisierte Art und Weise erkannt werden. Automatische Mechanismen zur Erkennung von Lahmheit schließen sowohl direkte, als auch indirekte Ansätze ein. Bei indirekten Ansätzen werden die Produktionsdaten analysiert und, wenn die Leistungsindikatoren auffällig sind, wird ein Hinweis generiert. Das Hauptproblem bei diesem Ansatz besteht darin, dass Lahmheit erkannt wird, wenn die Milchleistung sich verschlechtert. Dies hat zwei Folgen: erstens kommt der Hinweis erst ziemlich spät; und zweitens ist dieser Hinweis nicht sehr spezifisch, da Mastitis oder andere Krankheiten ebenfalls die Ursache für eine geringere Milchleistung sein können.

Direkte Ansätze bestehen in der Verwendung von Körpersensoren wie Pedometern oder Beschleunigungsmessern oder in Fernsensoren wie Kameras. Körpersensoren messen im Allgemeinen die Mobilität der Kuh, indem sie die Anzahl der Schritte im Laufe des Tages zählen. Oder, wenn sie fortschrittlicher sind, analysieren sie das Aktivitätsbudget (z.B. gehen, liegen, fressen usw.). Wenn diese Aktivitäten nicht im normalen Bereich liegen, wird ein Hinweis generiert. Jedoch werden Körpersensoren selten verwendet, da sie störend sind, viel Wartung erfordern und sich die Kosten der Sensoren bei großen Herden erhöhen. 

Kameras sind gute Kandidaten für die Überwachung von Kühen, da sie wenig Wartung erfordern und relativ preisgünstig sind. Mit Kameras kann der Gang der Kühe analysiert werden. Tatsächlich können, wenn Kühe beim Herausgehen aus dem Melkroboter gefilmt werden, spezialisierte Algorithmen Anomalien wie gekrümmte Rücken oder ungleichmäßige Schritte erkennen. Diese Idee hört sich zwar gut an, aber in der Praxis ist es für solche Algorithmen immer noch schwierig, eine Lahmheit frühzeitig zu erkennen und sie sind daher nur in besonders offensichtlichen Fällen zuverlässig.
 Dieses Thema wird viel erforscht und mit der Zunahme an künstlicher Intelligenz suchen Wissenschaftler nach neuen Algorithmen für die Erfassung der Bewegung von Kühen in Videos und für deren automatische Analyse, ähnlich wie in der Spieleindustrie. In Zukunft können Betriebe dann mit Kameras und Software ausgestattet werden, die den Landwirten mitteilen, bei welcher Kuh es Anzeichen für Lahmheit gibt, so dass sofortige Maßnahmen ergriffen werden können. Der Weg zu einer voll automatisierten Lahmheitserkennung ist noch weit, aber wir hoffen, in den nächsten Jahren einen Durchbruch zu schaffen.

In der Zwischenzeit bleibt Vorbeugung die beste Möglichkeit zur Verringerung des Auftretens von Lahmheiten in Deinem Betrieb. Wie wir in unserem früheren Artikel besprochen haben, gehören zu den vorbeugenden Maßnahmen unter anderem eine ausgewogene Fütterung mit ausreichenden Spurenelementen (z.B. Biotin), ein regelmäßiges Pflegen der Klauen und ein Desinfizieren der Klauen.
 

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