Gesunde Zitzen als ein Schlüsselfaktor für eine gute Eutergesundheit

Im letzten Artikel ging es um die Managementstrategie für Mastitis. Dieser Artikel bietet Einblicke in die natürlichen Abwehrmechanismen auf Euterebene und wie man diese unterstützen kann. Mastitis bei Milchkühen wird fast immer von Erregern ausgelöst, die über den Strichkanal in das Euter eindringen. Daher gilt die Zitze als die erste Verteidigungslinie. Die intakte Haut der Zitze stellt eine feindliche Umgebung für die Vermehrung von Bakterien dar und Mechanismen zur Verschließung des Strichkanals verringern das Risiko des Eindringens zwischen den Melkungen. Dieser Artikel bietet Informationen über die erste Verteidigungslinie des Euters: die Haut, den Schließmuskel und den Strichkanal.

Cow health

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Zitzenhaut

Die Zitzenhaut ist die erste Verteidigungslinie gegen eindringende Erreger. Die Oberfläche der Zitzenhaut besteht aus abgestorbenen Zellen, die mit Keratin gefüllt sind. Außerdem befinden sich Fettsäuren auf der Haut, die bakteriostatisch wirken. Wenn der Säuremantel intakt ist, stellt dies eine lebensfeindliche Umgebung für Bakterien dar und verhindert so ihr Wachstum. Diese bakteriostatische Eigenschaft kann aber auch zerstört werden, weshalb das Euterdesinfektionsmittel sorgfältig ausgewählt werden muss. Die regulär intakte Oberfläche der Haut kann auch durch Schnitte, Risse, Wunden, Druckstellen und Läsionen usw. beschädigt werden. Bakterien können sich dann auf der Oberfläche der Haut vermehren und ein Reservoir für Mastitisinfektionen werden. Dies gilt vor allem für Organismen wie Streptococcus dysgalactiae und Staphylococcus aureus. Daher besteht jedes Euterpflegeprodukt von Lely aus Desinfektions- und Pflegekomponenten, um den Infektionsdruck zu reduzieren (Abbildung 2). Außerdem haben Versuche gezeigt, dass Kühe mit trockener und stark rissiger Zitzenhaut sich viel langsamer melken lassen. Sie brauchen eventuell doppelt so lange im Roboter, um denselben Milchertrag zu erzielen, und natürlich kann die längere Zeit zur Beschädigung der Zitze führen.

Schließmuskel der Zitze

Der Strichkanal befindet sich zwischen der Zitzenzisterne und dem äußeren Ende der Zitze. Er hat eine hautähnliche Epidermis, welche das Keratinmaterial mit den antibakteriellen Eigenschaften bildet. Auf der Höhe des Strichkanals befindet sich ein gut entwickelter Ringmuskel, der den Schließmuskel der Zitze bildet. Seine Funktion besteht darin, die Milch zwischen den Melkungen im Euter zu halten. Es dauert mindestens 20 bis 30 Minuten, bis die Zitze vollständig geschlossen ist. Zur Regeneration benötigt der Schließmuskel aber mehrere Stunden. Daher wird zum Schutz der Zitze vor einer bakteriellen Kontamination empfohlen, dass man die Kühe stimuliert zum Fressen zu gehen, anstatt sich hinzulegen. Meistens ziehen es Kühe vor, nach dem Melken und während des Fressens Wasser aufzunehmen. Bei den meisten Herden kann man beobachten, das die Kühe nach dem Melken im Roboter direkt die Tränke besuchen. Daher sollte man sicherstellen, dass ausreichend sauberes Wasser zur Verfügung steht.

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Abbildung 1. Anatomie eines Euterviertels. Der Schließmuskel der Zitze ist sehr wichtig in der ersten Verteidigungslinie, weil er das Tor zum Strichkanal und dem Eutergewebe ist.

Strichkanal

Viele Bakterien, die zwischen den Melkungen in die Zitze eindringen, bleiben in der Keratinschicht und der Lipidmembran im Strichkanal stecken. Sie werden dann zu Beginn des nächsten Melkens mit den ersten Milchstrahlen ausgespült, da diese die oberflächliche Keratinschicht im Strichkanal entfernen. Es ist sehr wichtig, bei der Eutervorbehandlung und dem Ansetzen der Melkbecher sicherzustellen, dass die Milch schnell abtransportiert wird und dass es keinen Rückfluss der Milch gibt, der dazu führen könnte, dass Erreger ins Euter gelangen können.  Daher sind Kühe mit kurzen Zitzenkanälen (kurze vertikale Länge) und Kühe mit einem breiten Querschnittsdurchmesser empfänglicher für Mastitis. Aus diesem Grund bietet Lely eine Palette unterschiedlicher Zitzengummis für die unterschiedlichen Zitzengrößen und die Bedürfnisse des Landwirts.

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Abbildung 2. Lely Euterpflegeprodukte. Die Positionierung basiert darauf, ob die Betonung des Produkts auf der desinfizierenden oder der pflegenden Wirkung liegt. Alle Produkte sind Biozide und erfüllen daher die Anforderungen für Desinfektionsmittel.

Sichtbare Zitzengesundheit

Die Bonitur der Zitzenspitze ist heutzutage ein häufig verwendeter Parameter in der Forschung. In der Praxis wurde der Zitzenzustand als ein Indikator für die Qualität des Melkens akzeptiert. Verschiedene Melkeinstellungen, wie Vakuum, Abnahmemethode und Pulsationsverhältnis, einschließlich vorstehend aufgezählter Ursachen, wirken sich auf das Zitzengewebe aus. Veränderungen wie Anschwellen der Zitzen, Abflachung der Zitze, Farbveränderungen, ungenügende Schließung des Strichkanals, Gefäßschäden (Blutungen) und Hyperkeratosen an der Zitzenspitze sind zu erkennen. Forscher haben herausgefunden, dass bei Zitzenspitzen mit schweren Schädigungen (wunde und verletzte Haut) häufiger Mastitis vorherrschte (Farnsworth, 1995). 

 

Mikroskopische Ansicht eines Zitzenendes mit einem glatten und dünnen Ring und der entsprechenden Ansicht der Außenseite (De Man, 1998).

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Mikroskopische Ansicht eines Zitzenendes mit einem starken, rauen Ring und der entsprechenden Ansicht der Außenseite (De Man, 1998).
Eine vollständige Schließung des Strichkanals ist nicht möglich, so dass Erreger in das Euter eindringen können.

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Diese Abbildung zeigt den schlechten Zustand der Zitzenhaut und dem Zitzenende. Umweltfaktoren, wie kalte, nasse oder schlammige Verhältnisse oder Kalk-Einstreumaterial, das der Haut Feuchtigkeit entzieht, können die Kondition der Zitzenhaut negativ beeinflussen. Ein weiteres mögliches Problem ist eine Reizung durch desinfizierende Inhaltsstoffe, wenn nicht genügend Pflegesubstanzen enthalten sind.

Eine schlechte Zitzenkondition kann durch einen mangelhaften Melkprozess hervorgerufen werden, wie z.B. durch falsche Melkeinstellungen, Blindmelken (zu späte Abnahme) oder eine schlechte Passform der Zitzengummis.

 

Eine gute Zitzenkondition ist eine sehr wichtige Abwehr gegen eindringende Erreger. Die Optimierung der Zitzenhautkondition ist eine vorbeugende und wirksame Weise, die Mastitisfälle zu begrenzen. Im nächsten Artikel tauchen wir tiefer in den Bereich kuhassoziierte und Umwelterreger ein, die Mastitis auslösen.  

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